Wer schon einmal einen Marathon gelaufen ist, weiß, dass einem diese Distanz alles abverlangt. Insbesondere die letzten Kilometer werden zu einem echten Balanceakt: Als LäuferIn musst du alles geben, darsf aber zugleich deine Belastungsgrenze nicht überschreiten. Hayley Carruthers, Profisportlerin und Vollzeit-Krankenschwester aus Birmingham, setzte letzten Sonntag beim London Marathon alles auf eine Karte.

„Ich habe angefangen, meine Schritte zu zählen. Alles andere habe ich ausgeblendet. Ich glaube, ich konnte auf einem Auge nichts mehr sehen“, gab Hayley der BBC gegenüber Auskunft, nachdem sich ein Video, in dem zu sehen ist, wie sie zwei Meter vor dem Ziel zusammenbricht und sich mit letzter Kraft auf allen Vieren über die Ziellinie kämpft, im Internet verbreitet hatte. Wir wollten wissen, wer die Frau ist, die mit so viel Kampfgeist ihre letzten Reserven mobilisiert.

Besonders eines ist in dem Video gut zu erkennen: Hayleys Beine geben nach, doch ihr Wille, so schnell wie möglich die Ziellinie zu überqueren, ist ungebrochen. Wir haben sie gefragt, wie sie diesen Moment empfunden hat.

„Ich habe das gedacht, was vermutlich jeder andere Läufer auch gedacht hätte“, antwortete Hayley. „Du bist jetzt nicht 42.193 Meter gelaufen, um 2 Meter vor dem Ziel aufzugeben. Du musst über diese Ziellinie kommen, egal wie. Ich weiß noch, dass ich versucht habe, meinen Chip irgendwie über die Ziellinie zu bringen. Darüber haben mein Trainer und ich vorher sogar noch Witze gemacht. So nach dem Motto: Hauptsache, der Chip schafft es irgendwie ins Ziel. Ich denke, wir haben beide nicht damit gerechnet, dass es tatsächlich so weit kommt!”

Im Video ist gut zu sehen, wie Hayley ihren Körper seitlich über die Ziellinie schiebt, damit ihr Chipsignal so schnell wie möglich erfasst werden kann. Die Strategie ist aufgegangen: Mit 02:33:59 stellte Hayley eine neue persönliche Bestzeit auf.

Schon vor der Szene auf der Zielgeraden wurde sichtbar, dass Hayley die Kräfte ausgingen. Was ist ihr auf den letzten Kilometern durch den Kopf gegangen?

„Ich habe noch ganz klar denken können, mein Körper hat nur angefangen zu streiken“, erklärte sie. „Ich habe versucht, mich einfach nur auf mich zu konzentrieren. Es ging nur noch darum, es irgendwie ins Ziel zu schaffen.“

Es ist die Willenskraft, die Hayley auf den letzten Metern des Rennens bewiesen hat, die Profis (oder allgemein echte LäuferInnen) kennzeichnen. Wohl jeder der für einen Marathon trainiert kennt ja die Auseinandersetzung mit dem inneren Schweinehund: Wie weit bin ich bereit zu gehen? Wir haben Hayley gefragt, wie sie mentale Stärke aufbaut.

„Mein Trainer forscht auch an der University of Wolverhampton im Bereich Sportpsychologie. Daher ist das ein Thema, mit dem wir uns auch intensiv befasst haben“, sagte sie. „Ich denke, ich bringe von Natur aus schon eine hohe Motivation mit, es geht also eher darum, Strategien zu entwickeln, wie ich diese Motivation am besten ausschöpfen kann, sodass ich auch dann noch bereit bin, alles aus mir herauszuholen, wenn der Leidensdruck sehr hoch ist. Wir sprechen oft darüber, wie man durch das richtige Framing negative Gefühle, in positive umwandeln kann. Statt zu denken „Mir tut alles weh“, kann man sich also zum Beispiel sagen: „Ich möchte mich reinhängen und genau so muss es sich anfühlen.“

Die in der Krebsforschung tätige Röntgenkrankenschwester kostete ihren Moment im Rampenlicht nicht lange aus, sondern ging direkt wieder zu ihrem Alltag über. „Meine Motivation ist jetzt größer als je zuvor“, erklärte sie. „Ich werde mich gut regenerieren um dann wieder weiter laufen.“

But what drives Hayley to keep coming back to the marathon?

Was genau macht für Hayley den Reiz eines Marathonrennens aus? „Die Strecke ist natürlich ein Klassiker mit einer sehr langen Tradition“, erklärte sie. „Wer einen Marathon läuft oder eine bestimmte Zeit anpeilt, muss sehr gut mit seinen Kräften haushalten und die Toleranz für Experimente ist gering – wie man an mir gesehen hat. Ein Marathon ist auch ganz einfach eine riesen Herausforderung. Diese Strecke überhaupt laufend zurückzulegen, ist für sich allein schon eine tolle Leistung. Ich habe wirklich den allergrößten Respekt für Läufer, die die Distanz in fünf Stunden und mehr zurücklegen. Denn sich über so einen langen Zeitraum zu motivieren, erfordert jede Menge Willenskraft. In gewisser Weise verdienen diese Sportler die meiste Anerkennung.“

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