Unterwegs mit Freunden: 380km Relay Run trotz Unwetterwarnung und Temperaturrekord

Mittagshitze, 38 Grad – wir laufen. Sonnenuntergang, 29 Grad – wir laufen. Absolute Dunkelheit um 3 Uhr nachts – wir laufen. Was wie eine militärische Truppenübung klingt, war unser 33-stündiger Staffellauf von Berlin nach Hamburg – 380 km mit 7 Läufer*innen am heißesten Wochenende des Jahres. Ein Zwischending aus Sommerurlaub und Wettkampfersatz im Corona-Jahr. Klingt etwas verrückt, war es auch! Lest hier, was wir zusammen erlebt haben und wie auch ihr eine solche Herausforderung meistern könnt.

Beginnen wir mit der Strecke. Um die Planung einfacher zu gestalten, orientierten wir uns am Radfernweg Berlin - Hamburg. Wir teilten die Strecke in 42 Abschnitte, 6 pro Läufer*in mit Distanzen zwischen 5 km und 16 km – macht pro Läufer*in eine Gesamtdistanz zwischen 45 km und 62 km. Das Prinzip des Laufs ist simpel: Eine Person läuft, alle anderen fahren im Van von Wechselpunkt zu Wechselpunkt.

Tipp #1: Die einzelnen Abschnitte der Strecke sollten vorher genau geplant werden. Am besten hat jede*r Läufer*in alle Abschnitte auf der Uhr oder dem Smartphone. Hier sind der Strava Routenplaner und die Strava Heatmap (also wie populär eine Strecke in der Lauf-Community ist) optimale Hilfen, um auch ohne Ortskenntnis alle notwendigen Informationen zur Verfügung zu haben.

Obwohl wir mit warmen Wetter rechnen konnten, stand uns mit Temperaturen von bis zu 38 Grad eine regelrechte Hitzeschlacht bevor. Wir stockten unseren Wasservorrat deshalb maximal auf und hatten über das Wochenende knapp 16 Liter pro Person mit an Bord.

Tipp #2: Wasser kann nicht zu viel dabei sein. Nicht nur zum Trinken, auch zum Erfrischen der Läufer*innen und zur Reinigung absolut notwendig. Gerade wenn solche Aktionen am Wochenende stattfinden, können die Ladenöffnungszeiten schnell zum Engpass werden. Hierfür hilft es, auf der Strecke auch Tankstellen oder 24/7-Kioske ausfindig zu machen.

Damit bei allem Gepäck im Van das Chaos nicht Überhand gewinnt, lohnt es sich, im Vorfeld platzsparend und vorausschauend zu packen. Als großer Gewinner haben sich hier Vakuum-Beutel bewährt, in die wir einzelne Sets von Laufklamotten für jeden Abschnitt verpackt haben. Das hilft beim ständigen Gepäck-Tetris im Van und hält die Luft im Bus einigermaßen frisch.

Tipp #3: Jeder Abschnitt braucht ein eigenes Set an Laufbekleidung und an zwei Paar Schuhe pro Läufer sollte ebenso gedacht werden. Mit Vakuum-Beuteln kann alles platzsparend und einigermaßen hygienisch im Begleitfahrzeug verstaut werden.

Nach dem Startschuss um 10 Uhr morgens am Brandenburger Tor ging es Richtung Westen aus Berlin raus. Bei teilweise null Schatten und drückender Hitze brachte uns alle schon der erste Tag an unsere Belastungsgrenze. Um die Motivation aufrecht zu erhalten und alle Läufer*innen mit frischem Wasser und kurzen Duschen zu supporten, planten wir immer wieder kleine Cheering Points auf den einzelnen Abschnitten ein.

Tipp #4: Jede*r Läufer*in freut sich über Motivation und Erfrischung – kleine Cheering Points auf der Strecke sind absolut unverzichtbar und erhöhen den Wettkampf-Charakter. Als Überraschung sind diese natürlich noch wirkungsvoller.

Um sicherzugehen, dass wir unsere Läufer*innen bei den Cheering Points und Wechsel-Punkten nicht verpassen, wurde bei jedem Abschnitt der Standort in Echtzeit per Strava Beacon in unsere WhatsApp-Gruppe geteilt. Zudem erhöhte dies natürlich auch die Sicherheit für alle, da wir insbesondere in der Nacht alleine auf stockdunklen Wegen unterwegs waren.

Tipp #5: Technische Hilfsmittel helfen, die Sicherheit aller Läufer*innen während eines solchen Abenteuers nicht auf’s Spiel zu setzen – Strava Beacon ist der perfekte Begleiter gerade auf Abschnitten auf denen die Ortskenntnis fehlt.

Kurz nach Mitternacht erreichten wir die Elbe und hatten damit ungefähr die Hälfte der Strecke geschafft. Dies feierten wir standesgemäß mit Bengalos bei Lennart’s viertem Lauf. Ein absolutes Highlight, das bei allen den Adrenalinspiegel kurz in die Höhe schießen ließ und die anstehende Müdigkeit noch ein wenig unterdrücken konnte.

Tipp #6 Spontane Highlights auf der Strecke umsetzen, um der Monotonie des Laufens zwischendurch zu entkommen – Pyro natürlich nur dort, wo es für alle sicher ist. Denkbar ist auch, einen Motivator mitzunehmen, der sich genau um solche Momente kümmert.

Während der weiteren Nacht versuchten wir immer wieder kleinere Naps zwischen den Abschnitten einzuschieben, doch mehr als eine Stunde Schlaf konnte am Ende niemand von uns aufweisen. Gegen die Müdigkeit war der mitgebrachte Campingkocher inklusive Bialetti Espressokanne ein absoluter Erfolgsfaktor – der in der Nacht auf Dauerbetrieb lief.

Tipp #7: Erholung ist das A und O – einen festen Platz zur Entspannung im Van für den letzten Läufer, Yogamatte und Blackroll sowie einen Campingkocher für Espresso waren dabei unsere klaren Favoriten.

An der Elbe entlang rollten wir mit Stirnlampen und Sicherheitswesten durch die weitere Nacht und waren außer einigen Schafen, Rehen, Waschbären und Mardern quasi die einzigen Seelen auf der Strecke. Der Sonnenaufgang am Deich war dann eines der weiteren Highlights des Wochenendes und rundete unsere Night Session ab. Danach folgte Teil 2 der Hitzeschlacht.

Tipp #8: Stirnlampen, reflektierende Westen und Blinklichter gehören in das Equipment aller und sollten früh eingesetzt werden – hier schlägt Sicherheit ganz klar Style.

Zum Start der wieder steigenden Temperaturen lagen zwei Drittel der Strecke hinter uns. Wir merkten, dass wir langsam Federn lassen mussten – 260 gelaufene Kilometer hinterließen ihre Spuren. Neben Blackroll und regelmäßigem Stretching war es jetzt umso wichtiger, die Energiespeicher immer wieder effektiv aufzufüllen. Dabei hatte jeder ein eigenes Konzept, doch Erdnussbutter-Sandwiches und Nudelsalate aus der Kühlbox waren bei allen extrem beliebt. Und natürlich waren Salz- und Elektrolyt-Tabletten sowie Energiegels unverzichtbar. Doch neben der Grundversorgung dachten alle daran, sich mit kleinen Dingen nach den Läufen selbst zu belohnen: Je nach Läufertyp gab es alles von Minisalamis, Franzbrötchen, Salzgurken bis hin zu frischer Wassermelone.

Tipp #9: Ein vernünftiges Ernährungskonzept gehört dazu. Doch die Mahlzeiten zwischendurch müssen Belohnung statt Bestrafung sein – denkt auch hier daran, kleine Highlights einzuplanen, auf die ihr euch schon während des Laufens freut.

Tipp #10: Den Fortschritt des Laufes visualisieren und Rituale schaffen, mit denen absolvierte Abschnitte gefeiert werden können – gerade auf dem Home Stretch holt das die letzten Reserven aus allen heraus.

33 Stunden und 14 Minuten standen am Ende für die knapp 380 Kilometer auf der Uhr. Das bedeutet eine durchschnittliche Pace von 5:06 min/km und laut Strava verbrannten wir dabei um die 33.000 Kalorien. Einige konnten wir dann bei Pizza und Bier verdienterweise wieder reinholen. Die Hitzeschlacht war gewonnen. Der Stolz auf das Vollbrachte ließ die Schmerzen in den Tagen danach aushalten – und die Pläne für’s nächste Jahr laufen auf Hochtouren. Wir hoffen, dass wir euch mit unseren Eindrücken und Tipps Motivation und Inspiration für euer eigenes Abenteuer geben konnten.

Kudos Team Unangenehm!
Die Teilnehmer*innen von Links nach Rechts:
Kristina
Christian
Lisa
Sören
Yannik
Lennart
Kai


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