OUEST-FRANCE STORY

Was bloss bewegt vier Pariser dazu ein Sonntag in Le Mans zu verbringen: Die Liebe zur lokalen Paté? Die Unterstützung des Lokalpolitikers François Fillon? Die Leidenschaft für Ausdauersport? Natürlich ist es dieser dritte Grund- obgleich das zu betrachtende Rennen entgegen des geschichtsträchtigen Namens keine 24 Stunden dauert…
Die Stadt Le Mans ist nämlich auch bekannt für sein Cross Rennen. Und es war eine Unterhaltung mit Max der Konditor in meiner Nachbarschaft und Mitglied des Paris Running Club die mich dazu bewegt meine Freunde zu schnappen und diesen sagenumwobenen Ort zu besuchen.

Während sich sowohl Trail- wie auch Strassenrennen wieder wachsender Beliebtheit erfreuen, tut sich die Nische der Cross Rennen schwer: Cross ist eine undankbare Disziplin die das Beste (oder Schlechteste- je nach Blickwinkel) eines Trailruns mit dem Strassenrennen verbindet: Hochintensiv, beinahe gewalttätige Belastungsspitzen, schweres kräftezehrendes Gelände mit Kuppen, Kehren und losem Untergrund. Viele Läufer sind schon seit ihrer Jugend traumatisiert, wird diese Disziplin in vielen Ländern doch schon im Grundschulalter praktiziert.

15000 Läufer im Wald von Epau zusammen zu trommeln ist somit als riesen Erfolg zu werten. Bekannt als “Cross Ouest France” ist es bereits seit 1981 ein Magnet für die Szene, ein Festival für die Cross Community und zeichnet sich durch die einzigartige Atmosphäre aus: In der Kühle eines Wintermorgens holen ausgezehrte Wettkämpfer in minimalistischer Wettkampfausrüstung ihr Racepack ab, gehen vorbei am “Charcuterie” Wagen (mit “Rilettes”, eine selbstverständlich lokale Spezialität), und schärfen ihr Spikes bei offenem Kofferraum.

Jeder Start beim Cross du Mans ist kostenfrei- eine echte Besonderheit in der Welt der Laufveranstaltungen. Egal für welches Format, vom “Canicross” (bei dem mit dem Hund gelaufen wird) bis zum Elite Rennen, Teilnehmer müssen lediglich einen medizinischen Nachweis vorlegen. Daneben sind eine Mischung aus Willenskraft oder physikalischer Fitness wichtige Zutaten.

Nach schmerzhaft langen 2 Stunden Autofahrt aus Paris waren wir also bereit für die Teilnahme am grössten Cross Rennen Frankreichs in 2018. Die Sonne stand zwar schwach am Himmel, doch die Bedingungen sollten sich aus Sicht des Crossläufers als dankbar herauskristallisierten. Obgleich echte Crosser wohl Schmutz und Schlamm vermisst haben.

Startschuss. Wir sprinten los. Der lange Rest des Rennens bringen wir auf zusammen gebissenen Zähnen hinter uns. Weniger als 20min Belastung, jedoch genug um sich auf der Zielgeraden das Frühstück noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.

Doch selbst dieses Gefühl war schnell vergessen: Wir kamen unter die ersten 30 und dadurch in den Genuss eines zweiten Frühstücks, während wir die Profis auf der Langstrecke beobachteten und anfeuerten.

Mit den Stars der französischen Cross Szene am Start wurde selbst das Zusehen zum Vergnügen. Sowohl Local Hero Dominique Chauvelier als auch der Olympische Hindernisläufer Mahiedine Mekhissi-Benabbad versuchten sich auf der langen Strecke.

Unser Platz entlang der Strecke erlaubte die perfekte Sicht auf den schwierigsten Anstieg des Kurses. Das internationale Starterfeld flog fast wie im Tanz über diese Schlüsselstelle: Hawi Feysa bei den Frauen und Aweke Ayalew im Feld der Männer.

Ebenso leichtfüssig wie elegant, mit geradezu unglaublicher Schrittfrequenz am Berg liessen die Ostafrikaner den Franzosen nicht den Hauch einer Chance im Kampf um den Rennsieg.

Sophie Duarte und James Theury waren die schnellsten Französischen Starter bei den Frauen, respektive den Männern und platzierten sich am Ende in den Top10.

Die verzerrten Gesichtsausdrücke selbst der Eliteläufer liessen keinen Zweifel: wir hatten uns mit der kürzeren Distanz richtig entschieden. Confetti im Zielbereich, ein letztes Aufbäumen im Kampf um den dritten Platz in der Männerentscheidung, und noch ein beherztes Anfeuern der Teilnehmer auf der Strecke. Schon war es wieder Zeit für unsere Rückreise.

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