VERLIEBT IN DAS ATLAS GEBIRGE

"Das Atlas Mountain Race ist ein ernst zu nehmendes Unterfangen, das man nicht unterschätzen sollte. Es findet in einer ebenso schönen wie herausfordernden Kulisse statt."

So ist es im ersten Satz der Ausschreibung des Rennens formuliert. Und zwar von Nelson Trees – Veranstalter und Erschaffer dieses Formats. Das Rennen ist 'Self Supported'. Das heisst, jeder Teilnehmer muss alles, was er auf der 1148 km langen Strecke braucht selbst mitführen. Der Einkauf von Essen und Trinken entlang der Strecke ist natürlich erlaubt, aber es darf keine Hilfe von aussen angenommen werden: weder von den Locals, noch den Organisatoren, noch anderen Teilnehmern. Das heisst lapidar: derselbe GPX Track für alle, 3 Checkpunkte mit Zeitlimit und einer Ziellinie die genau 8 Tage nach dem Start geschlossen wird. Die Regeln sind in Stein gemeisselt. Alles was mir noch bleibt ist das richtige Material auszusuchen und mein Rad vorzubereiten für dieses Abenteuer in Marocco.

VOR DEM RENNEN

Der Preis der Freiheit wird mit eigener Verantwortung bezahlt.

Ich habe jede Menge Erfahrung mit Bikepacking – sowohl allein, als auch mit Freunden. Auf, wie auch abseits der Strasse. Aber ich bin noch nie an der Startlinie eines derartigen Rennens gestanden. Ich freu mich auf die Herausforderung: körperlich wie mental. Genau jetzt liegt mein Fokus aber auf den Dingen die ich kontrollieren kann. Denn Bikepacking ist am Ende ein einziger grosser Entscheidungsprozess: Eine Isomatte die mich vor dem eiskalten Boden schützt, aber 400gr schwerer ist. Eine dickere Decke mitnehmen und draussen schlafen, oder mich von Hostels abhängig machen. Oder einfach überhaupt nicht zu schlafen. Diese Fragen treiben mich im Moment um.

'Freiheit und Verantwortung gehen Hand in Hand', das wusste schon Victor Hugo, und es fühlt sich nach einer treffenden Beschreibung des Selbstverständnisses des Atlas Mountain Race an. Klar: du kannst mit der Minimalausstattung starten – aber du musst mit den Konsequenzen klarkommen. Ich entscheide mich deshalb dazu so viel wie möglich vorab zu recherchieren. In der Zeit des Rennens und abhängig von der Höhe ist mit Tagestemperaturen von über 30°C zu rechnen. Nachts aber fallen die Temperaturen bis um den Gefrierpunkt. Deshalb brauche ich ein breites Spektrum an Ausrüstung, probiere dabei aber das Gewicht so gering wie möglich zu halten.

Orientierung

Ich kenne Marocco ein bisschen, besonders die felsigen und staubigen Trails. Doch meine Abende verbringe ich damit die Strecke die Nelson für uns geplant hat, minutiös zu studieren. Im Vorfeld nutze ich Strava um mich sowohl mit der Karte wie auch dem Höhenprofil vertraut zu machen. Ich verlasse mich auf mein Garmin Gerät, das ich dank einer externen Batterie aufladen kann. Die meistern Fahrer – vor allem die mit Ambition auf das Treppchen, nehmen ein zusätzliches Notfall GPS Gerät mit. Ich kann nicht noch eins mitnehmen, also verlasse ich mich auf mein Smartphone, auf dem ich die GPX Route in die Strava App geladen habe. Wirklich nur für den Notfall, falls mein GPS Gerät den Geist aufgibt. Am Ende werde ich es gar nicht in Anspruch nehmen. Weil ich viel Zeit im Dunkeln, auf unmarkierten Wegen unterwegs sein werde, entscheide ich mich zudem für 2 Beleuchtungslösungen: Sowohl die Hauptleuchte, wie auch die Notfallleuchte kann ich über eine USB Schnittstelle aus meiner Batterie wieder aufladen. Weil wir kaum auf der Strasse unterwegs sein werden, reicht mir ein kleines rotes Rücklicht.

Das Rad

Meine Wahl fällt auf ein einfaches und pflegeleichtes Hardtail MTB. Die Federgabel (100mm Federweg) und der Jones Lenker anstatt dem klassichen Flat Bar werden mir mein Rücken an langen Tagen danken. Dazu die pannensichersten Tubeless Reifen die ich finden kann. Die werden aufgrund der dornigen Vegetation in Morocco Gold wert sein. Das Rad habe ich bereits in einem anderen Etappen-Rennen auf ähnlichem Gelände gefahren. Ich weiss also bereits seine Eigenschaften zu schätzen.

Schlaf bzw. der Versuch zu schlafen

Weil es nicht mein erstes Unterfangen dieser Art ist, entscheide ich mich gegen einen faulen Kompromiss was den Schlaf angeht. Mein Wunsch ist überall schlafen zu können. Daher fällt die Wahl auf ein ultraleichtes Zelt (700gr). Es wird als Windschutz dienen wenn ich an ausgesetzer Stelle Pause machen muss. Dazu eine Decke (660gr) die mich bis an die 6°C warmhalten wird in Kombination mit einem Hüttenschlafsack (400gr) der mir theoretisch nochmal 5°C Puffer gibt. Das Ganze wird abgerundet von einer leichten Luftmatratze (400gr) um mich vor dem harten und kalten Boden zu schützen. Alles in allem schon über 2kg die ich mir ans Rad binde! In Unterhaltungen nach dem Rennen wurde mir klar wie schwer es ist zu schlafen und sich zu erholen wenn einem kalt und unbequem ist. Ich glaube also im Nachhinein, dass ich die richtigen Entscheidungen in diesem Bereich getroffen habe. Aber ich weiss auch was ich beim nächsten Mal optimieren werde.

Kleidung

Ich entscheide mich gegen Wechselwäsche, packe lediglich ein Baselayer, um im trockenen zu schlafen, eine wattierte Weste wenn ich nachts im Kalten aufbreche und eine ultraleichte Regenjacke, mit ganz dünnem Futter (270gr). Weil die Organisatoren eine Liste an Pflicht-Kleidung ausgegeben haben, stecke ich zudem Beinlinge und zwei paar Handschuhe mit ein. In allerletzter Minute kommt noch eine ganz leichtes Langarmshirt dazu, um mich vor der Sonne zu schützen. Eine Entscheidung, die ich nicht bereuen werden.

Nahrung und Ersatzteile

Ich nehme zwei gefrier-getrocknete Mahlzeiten und zwei Portionen Müsli mit. Weil ich unabhängig sein will und was warmes zu Essen haben will, wenn es kritisch wird, nehme ich noch einen kleinen Kocher samt Metalltasse mit. Das ist freilich nicht essentiell, aber es gibt ein Gefühl von Sicherheit. Heute weiss ich, dass ich alles in den Läden entlang der Strecke bekomme. Dadurch hätte ich mir 1.3kg Gewicht sparen können. Zu guter Letzt: Ein Erste Hilfe Kit und Werkzeug (Tubeless Repair Kit, Kettennieter, Zugset... hier lohnt sich ein Kompromiss nicht: Fahrradläden sind auf der Strecke Fehlanzeige).

Körperliche Vorbereitung

Als Vorbereitung habe ich viele lange Ausfahrten auf unterschiedlichem Untergrund gemacht. Bei schlechtem Wetter auf dem Heimtrainer. Ich versuche im Training Blöcke langer Belastung über mehrere Tage zu fahren. Hier steht neben Radfahren auch Laufen auf meinem Programm. Bei Ultra-Distanzen ist neben der physischen Vorbereitung die psychische Vorbereitung mindestens genauso wichtig. Ich weiss, dass es knifflige Momente geben wird: Schmerzen und die Frage nach dem Warum werden kommen. In diesen Momenten des Zweifels wird die Verführung aufzugeben besonders gross sein. Ich brauche also klare Antworten um schnell zu reagieren, um sowohl körperlich als auch mental weiter zu machen.

Generalprobe

Und dann stehen mehrere Wochen Testphase an. Wie bringe ich das alles an meinem Rad unter und wie funktioniert das alles auf langen Ausfahrten. Ich gewöhne mich an ein Rad das 24kg wiegt. Zusätzlich zum Gewicht des Rads muss ich auch Flüssigkeit mitnehmen um wirklich unabhängig zu sein. Es gibt eine Sektion, die 98km lang ist, auf der es keine Möglichkeit gibt Wasser zu tanken. Deshalb nehme ich 4 Liter Wasser mit: 2 Flaschen an der Gabel und 2 Flaschen am Sattel, die zudem helfen die Satteltasche am hin- und herschwingen zu hindern, immer wenn ich im stehen fahre.

WÄHREND DES RENNENS

Diese Art von Rennen ist ein völlig neues Abenteuer für mich, daher habe ich mir folgendes vorgenommen: ins Ziel zu kommen, so viel Spaß wie möglich zu haben und Bilder und Videos mitzubringen, die andere Menschen dazu motivieren, diese Art von Herausforderung selbst auszuprobieren.

Ich habe keine Ahnung, wie ich mit Schlafentzug über einen so langen Zeitraum umgehen werde, schließlich sind es mehrere lange Tage im Sattel auf fragwürdigen Straßen. Und selbst wenn ich an das Ultra-Ausdauer-Trailrunning gewöhnt bin, mache ich mich mit einer Vielzahl von Fragen und vielen Unbekannten auf den Weg. Ich weiß, dass ich das Tempo nicht forcieren und mich in den ersten Tagen in den roten Bereich bringen kann, wenn ich weiter vorankommen und vor dem Cut-Off ankommen will.

Es ist ein Wettkampf gegen mich selbst, viel mehr als gegen die Anderen, und zu keinem Zeitpunkt darf ich mich mit einem Konkurrenten vergleichen oder seinem Rhythmus folgen. Ich habe mir ein Roadbook gemacht, in dem ich alle Informationen der Organisatoren über die Entfernungen zwischen den Restock Points, die schwierigen Abschnitte und die großen Anstiege zusammengetragen habe, und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich durchschnittlich 170km pro Tag zurücklegen muss, um in sechs Tagen ins Ziel zu kommen. Außerdem habe ich die optimale Route ausgearbeitet, die mir einen 24-Stunden-Puffer für die Checkpoint-Cut-Offs geben sollte, damit ich Probleme mit meiner Ausrüstung oder auch eine Verschlechterung meiner körperlichen Verfassung, die mich aufhalten oder verlangsamen würden, in den Griff bekommen kann.

Dank meiner Vorbereitungsarbeit mit Karten und der App konnte ich mir die wichtigsten Herausforderungen im Vorhineinen bewusst machen und mich mental auf sie vorbereiten. Etwa zu wissen, wo ich schlafen kann, die großen Anstiege, die langen Strecken ohne Geschäfte und ich konnte mir die Kilometer und Anstiege für jeden Tag einteilen. So weiß ich, wie viele Stunden ich je nach Schwierigkeitsgrad des Geländes fahren werde. All dies gibt mir ein Ziel vor, an dem ich versuchen werde zumindest einige Stunden festzuhalten ohne mich selbst unter Druck zu setzen. Bei den Ultras ist das Mentale genauso wichtig wie das Physische, was mir dieses Rennen einmal mehr beweisen wird.

"Ohne alles kontrollieren zu können, muss ich mir darüber im Klaren sein, was auf mich wartet, damit ich nicht auf der Strecke bleibe."

Kilometer 0

Samstag, 15. März, 9 Uhr morgens: Die Außentemperatur in Marrakesch beträgt 15ºC, aber ich koche schon seit mehreren Wochen vor Ungeduld über. Bei dieser ersten Ausgabe des Rennens sind etwa 180 Fahrer am Start - viele Deutsche, einige Amerikaner, einige Europäer, acht davon Franzosen, die Mehrheit Briten. Ein internationales und hochkarätiges Feld: Sofiane Sehili, James Hayden, Jay Petervary, Jenny Tough, Klaus Thiel, Adrien Liechtli und viele andere, weniger bekannte, aber ebenso erfahrene Fahrer, die bereits an den größten Rennen dieser Art teilgenommen haben: TCR, French Divide, Italy Divide, Inca Divide, Silk Road Mountain Race . . .

Das Fahrerfeld ist hungrig, und wir fahren mit hoher Geschwindigkeit auf einer gesperrten Straße mit marokkanischen Polizeibeamten an der Spitze. Nach 50km kommen wir auf den ersten Trails an, die uns zum Col de Telouet führen, dem höchsten Punkt der Strecke, dessen steile Anstiege von bis zu 20 Prozent uns zwingen, abzusteigen und unsere schwer beladenen Fahrräder zu schieben.

Der Abstieg zum Checkpoint 1 ist ein Maultierpfad, übersät mit Felsen so groß wie Babys, wie es ein Anderer neben mir ausdrückt. Es ist unmöglich, in diesem Durcheinander zu fahren, und ich schiebe für 2km, bis die Nacht hereinbricht und die Hitze mit ihr verschwindet. Um 20Uhr komme ich am CP1 an, wo ich auf ein paar französische Freunde treffe. Wir essen Tagine zum Abendessen, begleitet vom Ersten von vielen Minztees. Einige Teilnehmer sind bereits damit beschäftigt Reifenpannen zu reparieren, einen störrischen Sattel zu reparieren oder Wasser und Lebensmittel aufzufüllen. Für einige wenige Unglückliche ist es schon an der Zeit, wegen eines mechanischen Defekts oder eines Sturzes aufzugeben. Nach einer Stunde mache ich mich wieder auf den Weg und bin froh, trotz der dunklen, kühlen Nacht den Sternenhimmel auf den Wegen nutzen zu können. Im Gegensatz zu den momentan Führenden des Rennens weiß ich, dass ich auch schon in der ersten Nacht schlafen muss, um mich nicht zu überanstrengen. So stelle ich gegen Mitternacht mein Zelt neben dem Weg für drei Stunden Schlaf auf, Schlaf der durch die Lichter der vorbeifahrenden Fahrer immer wieder unterbrochen wird. Hinweis für die Zukunft: Zelt nicht zu nah an den Weg stellen, damit man nicht gestört wird.

In dieser ersten Nacht verschwende ich noch eine ganze Menge Zeit damit, mein Zelt auf- und abzubauen, meine Sachen zu packen, meine Geräte aufzuladen und wieder loszufahren. Nach ein paar Tagen wird das zur Gewohnheit, und nach 15 Minuten ist mein Fahrrad beladen und ich kann losfahren. Ich beginne eine Liste zu erstellen mit all den Dingen die zu tun sind, und zwar in einer präzisen Reihenfolge. So vergesse ich nichts und kann so effizient wie möglich sein, denn Zeit mit der Organisation zu verlieren bedeutet Schlaf zu verlieren. Rückblickend würde ich zu diesem Rennen ein Biwak mitnehmen um Zeit und Gewicht zu sparen.

Jeder Tag ist anders

Nach dem zweiten Tag habe ich immer wieder die gleichen Fahrer gesehen: Wir fahren nicht im gleichen Rhythmus, aber wir treffen uns an den gleichen Orten, um zu essen und Wasser zu kaufen. Einige fahren schneller als ich, halten aber länger an; andere machen das Gegenteil. Jeder findet seinen Fahrrhythmus. Ich persönlich benötige mitten am Tag eine gute Stunde Pause um Mittag zu essen, den Rest des Tages lege ich mehrere 15-minütige Pausen ein um meine Wasserbehälter zu füllen, eine kalte Limonade zu trinken und meine Tasche mit Kuchen, Brot und Schokolade zu füllen.

Zwischen diesen Momenten bin ich die meiste Zeit allein, womit ich vollkommen glücklich bin. Die Begegnungen mit den anderen sind so umso schöner, da wir alle unter den gleichen körperlichen Schmerzen leiden, alle die gleichen, außergewöhnlichen Landschaften durchqueren und alle langsam in der Sonne gekocht werden. Es gibt nichts was uns Erleichterung verschaffen könnte – keine Wolken, keine Bäume, nichts.

Als die zweite Nacht hereinbricht, erklimme ich einen Trail der unmöglich zu fahren ist und sehe ein Licht auf mich zukommen. Es ist ein Engländer, der von Kopf bis Fuß von der Sonne verbrannt ist und sein Fahrrad schiebt. Als ich ihn frage ob es ihm gut geht antwortet er, dass er seit Stunden Kopfschmerzen hat und sich erbricht, aber er ist klar genug, um zu wissen, dass er am Fuße des Berges bleiben muss, wo es eine kleine, runtergekommene Hütte gibt in der er sich erholen kann. Gute Entscheidung! Aber nicht alle werden so vernünftig sein, und viele erreichen schnell ihre Grenzen. Ich begegne immer mehr ausgemergelten Fahrern, die in der ersten Nacht nicht oder kaum geschlafen haben und dadurch zu viel Energie und jetzt an Motivation verlieren. Dies ist bei einem Freund von mir der Fall, Stéphane, einem Fahrer der bereits fünf TCRs gemeistert hat, eines davon sogar auf einem Fixed-Gear-Bike. Aufgrund von Schlafmangel und starker Dehydrierung hat er einen vollständigen Zusammenbruch erlitten und muss in das örtliche Dorfkrankenhaus zur Behandlung. Bevor ich weiter muss, unterhalten wir uns, und ich spüre, dass er es bereits bedauert, das Handtuch geworfen zu haben, anstatt abzuwarten und zu sehen, ob er nicht am Morgen weitermachen könnte. In solchen Momenten ist es schwer, die richtige Entscheidung zu treffen, und besonders frustrierend für einen Sportler seines Niveaus, der nicht die Leistung bringen kann, die er normalerweise bringt.

Die Tage und die Kilometer vergehen. Meine Beine halten durch, aber mein Rücken schmerzt jeden Tag ein bisschen mehr. In jeder Pause dehne ich mich so weit ich kann, aber vergeblich - die Schmerzen im unteren Rücken werden immer schlimmer. Einer der Gründe warum ich mich entschließe, die dritte Nacht in einem Hotel zu schlafen, auf einem richtigen Bett, und auch die erste Dusche der Woche zu nehmen.

"Das kalte Wasser lindert meine schmerzenden Muskeln, und ich falle direkt in einen tiefen Schlaf. Ich habe noch nicht die Hälfte der Strecke hinter mir: Ich muss mehr auf mich Acht geben, um bis zum Ende der Woche durchzuhalten."

Kilometer 1148

"Würde man mich fragen, welche Momente dieser Woche mir besonders in Erinnerung bleiben, dann müsste ich mit dem Ende des Rennens beginnen. Mit dem Kopf im Wind und mit im Sand stecken gebliebenen Reifen am Ende der letzten, 40km langen Geraden, endlich das Meer erblickend - auf dem Höhepunkt einer langen, sehr beschwerlichen Aufgabe, der Umsetzung von wochenlangem Training, der Genugtuung, vor dem Cut-Off ins Ziel gekommen zu sein. Als nächstes möchte ich den herzlichen Empfang meiner Freunde erwähnen, die auf der Ziellinie auf mich warteten. Nach all den langen, einsamen Stunden konnten wir endlich bei einem Bier unsere Anekdoten und von unseren Wehwehchen erzählen. Jeder hatte Verständnis dafür - wir alle hatten sie durchlebt."

Als nächstes kämen die langen, einsamen Stunden unter der Sonne jener Mondlandschaften, in denen manchmal eine Silhouette erschien - ein Schäfer auf einem felsigen Feld, der in Mitten seiner Ziegen stand. Früh am fünften Morgen, als ich mein Zelt verließ und nur die Sterne mir leuchteten, hallte der Gesang eines Muezzins in der Schlucht wider. Ich legte meine Habseligkeiten beiseite und hörte ihm zu. Es war ein surrealer Moment. Obwohl ich nur sechs Tage unterwegs war, fühlte es sich an, als wären es drei Wochen gewesen!

Wonach ich gesucht und was ich gefunden habe?

Jeder hat seine eigenen Beweggründe - ich glaube, auf diese Fragen gibt es ebenso viele Antworten wie es Teilnehmer gibt. Meine Antwort wären jene erhabenen Momente des Daseins, die ich so liebe. Ich meine damit alles, was man während einem solchen Abenteuer erlebt. Die Sinne werden durch die Stunden der Anstrengung, die man durchgemacht hat, geschärft. Die Distanz bringt uns zusammen - wie bei Pierre den ich bei CP2 zufällig traf und wir beim Abendessen über die vergangenen Stunden sprachen, als ob wir uns schon seit Jahren kennen. In Wirklichkeit waren es aber erst drei Tage. Diese Momente, in denen man einen namenlosen Mitstreiter mit dem Kopf im Kühlschrank des einzigen Ladens im Dorf findet, weil er kalte Getränke holt. Man braucht nicht einmal miteinander zu sprechen, denn man hat die vorhergehenden Stunden gemeinsam auf einem unbefestigten Weg unter der geballten Kraft der Sonne verbracht. Oder aber die Übersetzungen für diejenigen, die kein Französisch sprechen und Schwierigkeiten haben, sich mit den Marokkanern zu verständigen, die sie gerne in ihr Haus einladen würden. . .

"Ich habe in einer Woche mehr erlebt und mehr Menschen getroffen als in einem Jahr meines normalen Stadtlebens."

Das ist es, wonach ich gesucht habe: diese einfachen Momente, die dennoch einzigartig sind. Diese Art von auf sich allein gestellter Herausforderung, stellt Regeln auf, die alles auf einen elementaren Minimalismus zurückführen, Regeln, die einen dazu zwingen, jeden Augenblick mit mehr Grösse zu erleben. Dem Überflüssigen entfliehen, um das Wesentliche zu finden, das habe ich auf den Spuren des Atlas Mountain Race gefunden.

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