Orientierung
Ich kenne Marocco ein bisschen, besonders die felsigen und staubigen Trails. Doch meine Abende verbringe ich damit die Strecke die Nelson für uns geplant hat, minutiös zu studieren. Im Vorfeld nutze ich Strava um mich sowohl mit der Karte wie auch dem Höhenprofil vertraut zu machen. Ich verlasse mich auf mein Garmin Gerät, das ich dank einer externen Batterie aufladen kann. Die meistern Fahrer – vor allem die mit Ambition auf das Treppchen, nehmen ein zusätzliches Notfall GPS Gerät mit. Ich kann nicht noch eins mitnehmen, also verlasse ich mich auf mein Smartphone, auf dem ich die GPX Route in die Strava App geladen habe. Wirklich nur für den Notfall, falls mein GPS Gerät den Geist aufgibt. Am Ende werde ich es gar nicht in Anspruch nehmen.
Weil ich viel Zeit im Dunkeln, auf unmarkierten Wegen unterwegs sein werde, entscheide ich mich zudem für 2 Beleuchtungslösungen: Sowohl die Hauptleuchte, wie auch die Notfallleuchte kann ich über eine USB Schnittstelle aus meiner Batterie wieder aufladen. Weil wir kaum auf der Strasse unterwegs sein werden, reicht mir ein kleines rotes Rücklicht.
Das Rad
Meine Wahl fällt auf ein einfaches und pflegeleichtes Hardtail MTB. Die Federgabel (100mm Federweg) und der Jones Lenker anstatt dem klassichen Flat Bar werden mir mein Rücken an langen Tagen danken. Dazu die pannensichersten Tubeless Reifen die ich finden kann. Die werden aufgrund der dornigen Vegetation in Morocco Gold wert sein. Das Rad habe ich bereits in einem anderen Etappen-Rennen auf ähnlichem Gelände gefahren. Ich weiss also bereits seine Eigenschaften zu schätzen.
Schlaf bzw. der Versuch zu schlafen
Weil es nicht mein erstes Unterfangen dieser Art ist, entscheide ich mich gegen einen faulen Kompromiss was den Schlaf angeht. Mein Wunsch ist überall schlafen zu können. Daher fällt die Wahl auf ein ultraleichtes Zelt (700gr). Es wird als Windschutz dienen wenn ich an ausgesetzer Stelle Pause machen muss. Dazu eine Decke (660gr) die mich bis an die 6°C warmhalten wird in Kombination mit einem Hüttenschlafsack (400gr) der mir theoretisch nochmal 5°C Puffer gibt. Das Ganze wird abgerundet von einer leichten Luftmatratze (400gr) um mich vor dem harten und kalten Boden zu schützen. Alles in allem schon über 2kg die ich mir ans Rad binde! In Unterhaltungen nach dem Rennen wurde mir klar wie schwer es ist zu schlafen und sich zu erholen wenn einem kalt und unbequem ist. Ich glaube also im Nachhinein, dass ich die richtigen Entscheidungen in diesem Bereich getroffen habe. Aber ich weiss auch was ich beim nächsten Mal optimieren werde.
Kleidung
Ich entscheide mich gegen Wechselwäsche, packe lediglich ein Baselayer, um im trockenen zu schlafen, eine wattierte Weste wenn ich nachts im Kalten aufbreche und eine ultraleichte Regenjacke, mit ganz dünnem Futter (270gr). Weil die Organisatoren eine Liste an Pflicht-Kleidung ausgegeben haben, stecke ich zudem Beinlinge und zwei paar Handschuhe mit ein. In allerletzter Minute kommt noch eine ganz leichtes Langarmshirt dazu, um mich vor der Sonne zu schützen. Eine Entscheidung, die ich nicht bereuen werden.
Nahrung und Ersatzteile
Ich nehme zwei gefrier-getrocknete Mahlzeiten und zwei Portionen Müsli mit. Weil ich unabhängig sein will und was warmes zu Essen haben will, wenn es kritisch wird, nehme ich noch einen kleinen Kocher samt Metalltasse mit. Das ist freilich nicht essentiell, aber es gibt ein Gefühl von Sicherheit. Heute weiss ich, dass ich alles in den Läden entlang der Strecke bekomme. Dadurch hätte ich mir 1.3kg Gewicht sparen können. Zu guter Letzt: Ein Erste Hilfe Kit und Werkzeug (Tubeless Repair Kit, Kettennieter, Zugset... hier lohnt sich ein Kompromiss nicht: Fahrradläden sind auf der Strecke Fehlanzeige).
Körperliche Vorbereitung
Als Vorbereitung habe ich viele lange Ausfahrten auf unterschiedlichem Untergrund gemacht. Bei schlechtem Wetter auf dem Heimtrainer. Ich versuche im Training Blöcke langer Belastung über mehrere Tage zu fahren. Hier steht neben Radfahren auch Laufen auf meinem Programm. Bei Ultra-Distanzen ist neben der physischen Vorbereitung die psychische Vorbereitung mindestens genauso wichtig. Ich weiss, dass es knifflige Momente geben wird: Schmerzen und die Frage nach dem Warum werden kommen. In diesen Momenten des Zweifels wird die Verführung aufzugeben besonders gross sein. Ich brauche also klare Antworten um schnell zu reagieren, um sowohl körperlich als auch mental weiter zu machen.
Generalprobe
Und dann stehen mehrere Wochen Testphase an. Wie bringe ich das alles an meinem Rad unter und wie funktioniert das alles auf langen Ausfahrten. Ich gewöhne mich an ein Rad das 24kg wiegt. Zusätzlich zum Gewicht des Rads muss ich auch Flüssigkeit mitnehmen um wirklich unabhängig zu sein. Es gibt eine Sektion, die 98km lang ist, auf der es keine Möglichkeit gibt Wasser zu tanken. Deshalb nehme ich 4 Liter Wasser mit: 2 Flaschen an der Gabel und 2 Flaschen am Sattel, die zudem helfen die Satteltasche am hin- und herschwingen zu hindern, immer wenn ich im stehen fahre.